re:publica, rickrolling und poken

Meine erste re:publica – das war sie also. In den ersten beiden Tagen habe ich wie erwartet viele nette Leute wieder getroffen, einige getroffen die ich noch nicht persönlich kannte sondern nur vom Twittern oder Bloggen. Dies war für mich der Hauptzweck der Konferenz, und der wurde damit voll erfüllt. Dank Jens bin ich nun auch mit einem Poken ausgerüstet, er und Nicole erklärten netterweise die Basics. Ich finde es klasse und freue mich schon auf die nächste Konferenz – man braucht dann also bald keine Papier-Visitenkarten mehr 🙂

Wieder bei Twingly angekommen, habe ich das Ding gleich mal meinen Kollegen vorgestellt und vorgeschlagen, einen 12er-Pack zu ordern. In Schweden sind die Dinger nämlich noch nicht angekommen, aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Die Reaktionen reichten von “Boah, sind die häßlich”, “Haben die sich den Namen gut überlegt?” und  “Coooool!” zu “Kann ich den mal auseinanderschrauben? Ich baue ihn dann auch wieder zusammen.” Da war es dann doch an der Zeit mein neues Gadget in den Tiefen meiner Handtasche in Sicherheit zu bringen.

Der erste Konferenztag war etwas langsam, was mir einerseits entgegen kam, da ich mit diesem unchristlich frühen Flug in Berlin ankam und um 3.30 MEZ aufstehen durfte. Andererseits hätte ich mir ein paar kontroversere Diskussionen gewünscht, beispielsweise bei “Blogs in Deutschland” und “Großstadtnomaden”. Das war bestimmt informativ für alle, die nicht so im Thema drin stecken, aber nicht so sehr für mich. Dennoch insgesamt war alles sehr gut gemacht und der Friedrichsstadtpalast gab für den ersten Tag eine sehr gute Bühne, wenn auch nicht immer mit WLAN – was aber irgendwie normal ist. Habe noch keine Konferenz erlebt, bei der sich einige hundert Leute gleichzeitig problemlos in dasselbe Netz einloggen konnten.

Hier ein Bild von der Bühne mit John Kelly von Morningside Analytics. Dies war nach der Keynote der erste Beitrag, dem ich zuhörte.

republica

Er stellte mit “Mapping the global blogosphere” eine sehr interessante Analyse hinsichtlich der Zusammensetzung und Verknüpfung verschiedener Blogsphären vor. Darunter war die US-amerikanische, die iranische, die russische und auch die deutsche zu finden. Es wurde gezeigt, mit welchen Themen sich Blogger in den einzelnen Kreisen auseinandersetzen und auch wie sie sich untereinander vernetzen. Kellys Aussage zur deutschsprachigen Blogsphäre war, dass wir uns in einem Stadium befinden, in welchem sich auch die US-amerikanische befand, bevor sie sich zu der riesigen, diversen Blogwelt von heute entwickelte. In Deutschland dominieren dabei momentan eher noch technisch und politisch orientierte Blogs, wie man auch in Deutsche Blogcharts oder Twingly Top 100 sehen kann. Laut Kelly wird sich dies jedoch schnell weiterentwickeln, so dass in Deutschland heute noch kleinere Bereiche wie beispielsweise Crafts und Kunst oder andere persönliche Interessen zunehmend vertreten sein werden. Diese sind beispielsweise in Frankreich stark , wenn man Twingly Top 100 French glauben darf. Kellys Analyse basierte ausschließlich auf Daten, ohne weiteres Hintergrundwissen mit einzubeziehen. Dies war für einige Zuhörer ein Kritikpunkt. Ich finde dennoch, dass dies ein sehr interessanter Ansatz ist und werde versuchen, John Kelly noch einmal zu kontaktieren, beispielsweise um herauszufinden, welche Datenquellen dem Ganzen zu Grunde liegen. Vielleicht rückt er ja sogar seine Präsentation heraus 😉

Am Nachmittag des 1. Tages ging es mit @50hz, @pottblog und @Katti Eis essen – Tipp von Pottblogger Jens. Wunderbar, erstes Eis in diesem Jahr, und das bei Sonne und ganz ohne Jacke. Zurück in Schweden sah das noch etwas anders aus. Kein Eis (Speiseeis, sonst schon) und wesentlich kälter.

Das Programm des  1. Tages schloss mit “re:search – Deutschland sucht”, einer Live-Gameshow, unter anderem präsentiert von Organisator @spreeblick . Hier wurde Rickrolling vom Feinsten im Karaokestil geboten, und das Nominieren der Kandidaten per Zuruf, ganz ohne Internet oder SMS zeigte, dass es auch immer noch ohne die modernen Hilfsmittel geht – auch wenn das nun wieder so nicht geplant war. Aber witzig wars :-).

Während einige sich dann noch zur Party mit Fettes Brot aufmachten, habe ich dann mal “Tschüß” gesagt, auf dem Weg ins Hotel noch etwas gegessen, noch etwas geguckt wie Deutschland mal wieder mit mehr Glück als Können gegen Wales gewann – und bin dann ins Bett geplumpst.

Tag 2 begann mit ausgiebigem Frühstück im Hotel und danach dem erstem re:publica Vortrag von Peter Schaar, dem Bundesdatenschutzbeauftragten. Spannender Vortrag, und der kann richtig reden, der Mann!
Da ich noch einen anderen Termin in Berlin hatte, war mein nächster Vortrag am Nachmittag – “Blogging in Africa – between powercut and political protest”. Kurz, knackig und informativ in englischer Sprache, präsentiert von Andrea Goetzke und Geraldine de Bastion. Hier ging es darum, dass in Afrika Mobilephones eine wesentlich größere Rolle spielen als Computer. Mobile Blogging, Microblogging und Facebook spielen eine große Rolle, um sich zu organisieren. Sei es um die Wahrheit über die Wahlen in Kenia zu verbreiten (Blogger als Kontra zu traditionellen, stattlich gesteuerten Medien) oder Facebook Groups in Ägypten, um gegen diverse Dinge zu protestieren. Blogger sind keineswegs machtlos. Die Menschen nutzen die neuen Wege gezielt um auf Mißstände aufmerksam zu machen und diese somit zu ändern. Gesetze gegen solche Bewegungen gibt es zwar, aber sie wurden bislang nicht angewandt, da keiner genau weiß, wie man dies angehen sollte. Es gibt also wider Erwarten große Freiheit für Blogger dort – und somit die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. (Nachtrag 6. April: Mehr dazu auf Medienlese im Interview mit Geraldine de Bastion.)

Am Nachmittag zogen wir komplett in die Kalkscheune um. Das bedeutete, dass der Friedrichstadtpalast geschlossen wurde. Komplett, mit Garderobe, für die Abendveranstaltung. Da ich den größten Teil des Tages nicht dort war, wurde mein Köfferchen mit eingeschlossen. Nur dem Team der re:publica ist es zu verdanken, dass ich zusammen mit ein paar anderen mein Gepäck über den Bühneneingang wiederbekam. Puhh. Schwein gehabt, und nochmals großen Dank für den Einsatz!

Ansonsten hat es mich sehr gefreut, endlich einmal @myxococcus persönlich kennenzulernen, und nicht nur über Twingly sondern auch über seine Motorradtour in Italien zu schnacken. @sachark habe ich nach der OMD auch endlich einmal wiedergesehen, ebenso wie @oliverg und @tknuewer und viele andere. Wunderbar, einfach mal wieder mitten drin zu sein und nicht “irgendwo da oben im hohen Norden”.

Am Abend ging es dann doch wieder zurück nach Schweden – nach 2 wunderbaren, sonnigen Tagen in Berlin. Freue mich schon aufs nächste Mal – auf Berlin und auf die re:publica10.

2 thoughts on “re:publica, rickrolling und poken

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