Gestern abend ging es heim – erst mit der Tschut-Tschut (Pendeltåg) nach Norrköping und hoffen, dass man direkt eine Tram erwischt. Sehr wichtig, denn es saute wie nix. Wenn ich daran denke, dass wir letzte Woche 20 Grad mehr und Sonne hatten…. aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls stand meine Bahn da – Kurzsprint eingelegt um dann festzustellen, dass die Türen verschlossen und der Fahrer weiter hinten an einem der Stempelautomaten beschäftigt war. Stempelautomat ist nicht ganz richtig. Hier lädt man eine Plastikkarte auf und schiebt sie dann bei jeder neuen Fahrt in den Automaten – und genau so eine Karte hatte es sich nun Boden so eines Ablesekastens gemütlich gemacht. Nach weiteren vergeblichen Versuchen entschloss sich der Fahrer wohl mich und weitere Passagiere, die mittlerweile vom Zug herüberkamen mitzunehmen, wegen der Karte war er jedoch weiterhin am Sprechfunk mit der Zentrale, so dass die recht angenehme Musik aus dem Führerhaus davon übertönt wurde. Zwei Stationen später entschloss sich dass Kärtchen dann doch von alleine aus dem Kasten zu kommen, Problem gelöst. Puh. Der Fahrer war übrigens nicht älter als Mitte zwanzig, er sah so aus und legte den Enthusiasmus an den Tag, den man noch hat, wenn man einen Job noch nicht zu lange ausübt. Nächste Herausforderung (immer noch Sauwetter versteht sich) – Fussgänger, die über die Strasse töffeln ohne zu gucken – Bremsen der Tram als Resultat, die Falten im Gesicht des Fahrers vertieften sich temporär wieder etwas. Ein paar Stationen weiter hatte die Fahrt es wieder in sich, denn eine Ambulanz, die aus meiner Sicht auch eher auf Martinshorn hätte drücken können, musste vorbeigelassen werden – diesmal richtig schöne Vollbremsung. Danach versuchte der arme Kerl ein Auto davon zu überzeugen, dass er es vorlässt, was jedoch erst im zweiten Anlauf gelang. Dies heil überstanden und im Abbiegeprozess vor meiner Station kam natürlich noch ein VW Golf in die Quere, der so wirklich gar keinen Plan zu haben schien – eine weitere Fast-Vollbremsung der Tram. Man kann es gar nicht so wiedergeben, aber alles in allem war die gesamte Fahrt schon fast reif für Komik pur – auch wenn der Fahrer diese Ansicht nicht so ganz teilte.
Mit einem Lächeln und “Tackar” verabschiedete ich mich von ihm an der Endstation – hoffend, dass seine nächste Runde weniger Abenteuer beinhalten würde.
Eines kann man lernen, schwedische Verkehrsteilnehmer (nicht die Tram!) verhalten sich bei starkem Regenwetter genauso unberechenbar wie deutsche. Während in England die Leute bei ähnlichem Wetter ruhiger und bedachtsamer sind, so dass man sich manchmal schon wünscht es möge schneller gehen, kann man in Schweden und Deutschland manchmal froh sein, wenn man überhaupt heil nach Hause kommt. Bin mal auf den Herbst gespannt.